NOSTALGISCHE |
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Nostalgische technische Begriffe der Telekommunikation Thema: Stromversorgung Allstromempfänger Nach 1945 gab es immer noch Stadtteile, die an ein Gleichstromnetz angeschlossen waren, also an 220 V Gleichstrom. Deren technische Basis waren gewaltige Bleibatterieanlagen. Diese hatten einen besonderen Vorteil: Sie konnten jederzeit Strom liefern und brauchten - zumindestens eine bestimmte Zeit lang - kein Kraftwerk. Das war auch in Kriegszeiten von Vorteil. Ferner wurden die Batterien nur zu bestimmten Zeiten (z. B. nachts, wenn nur wenig Strom gebraucht wurde und somit der Strom günstig war) geladen. Das erkannte man dann beim Radioempfang an dem erhöhten Brumm-Anteil. Deshalb waren die meisten Radioapparate als "Allstromempfänger" ausgeführt, konnten also sowohl am Wechselstromnetz 220 V wie auch am Gleichstromnetz 220 V betrieben werden. Wenn nun so ein Allstromradio am Gleichstromnetz unerwartet nicht spielte und nicht funktionierte, war die Lösung einfach: Stecker aus der Steckdose herausziehen und verkehrt wieder hineinstecken. Der Grund war, dass zumeist Einweggleichrichter in Form einer Röhren-Diode verwendet wurden, Vollweggleichrichter wären da zu teuer gewesen. Diese Röhrendiode funktionierte aber nur, wenn sie korrekt beheizt wurde, daher hatten damals alle Röhrenradios eine längere Anheizzeit, bis sie spielten. Geheizt wurden alle Röhren eines Radioapparates in Allstromausführung dann, indem alle Heizfäden der Röhren hintereinandergeschaltet wurden und direkt an der Netzspannung lagen. Allstromradio-Röhren hatten daher hochohmige Heizfäden und man erkannte sie an der Bezeichnung, z. B. mit einem Buchstaben "U" an erster Stelle, so wie UCH 21, UF 21, UL 21, UY 21. Diese Allstromausführung eines Radios war jedoch nicht ganz ungefährlich. An ein Radio war eine Antenne und ggf. auch eine Erde über eine Bananensteckerbuchse anzuschließen, und auf deren Geräteinnenseite war meist nur ein Kondensator als Schutz vor der Netzspannung vorhanden. Hinzuzufügen wäre noch, dass Radios damals nur Mittelwelle, eventuell auch Langwelle und Kurzwelle empfangen konnten, UKW kam erst viel später. Dafür hatten aber fast alle Radios einen "Tonabnehmeranschluss" zum Anschließen eines "Plattenspielers". Es gab zwar damals auch schon "Trockengleichrichter", also Halbleiterbauelemente bestehend aus größeren Selenplatten, die waren aber nur für niedrige Spannungen, z. B. für 12 V-Akkulader geeignet. Erst später kamen dann kompaktere flache Gleichrichter, auch in Vollwegausführung (genannt "Grätz-Schaltung") für 250 Volt auf den Markt. Selengleichrichter waren "berüchtigt", gaben sie doch bei Überlastung oder Kurzschluss auf der Gleichspannungsseite einen infernalischen Gestank von sich. Röhrenheizung Röhren müssen, damit sie funktionieren, geheizt werden. Dazu ist ein "Heizfaden" in der Röhre vorgesehen. Das Elektronen emittierende Material kann man nun direkt auf den Heizfaden aufbringen (sogenannte direkt geheizte Röhren, erkennbar am Buchstaben, z. B. sogen. "Batterieröhren" DCH 21 für 1,5 V Gleichspannungsheizung - vgl. die Spannung einer Monozelle 1,5V - o. Ä.). Damit es nicht brummte, mussten direkt geheizte Röhren mit Gleichspannung geheizt werden. Indirekt geheizte Röhren haben eine vom Heizfaden isoliert angebrachte,den Heizfaden umschließende Elektrode, die Kathode. Für Heizung aus einem Transformator waren die "Wechselstromröhren" bestimmt, Buchstabe z. B. "ECH..", diese mussten an 6,3 V geheizt werden. Die Röhrenheizung sorgte auch für eine stimmungsvolle Beleuchtung im Inneren der Radiogeräte, von der Wäremeentwicklung schon mal abgesehen. Anodenbatterie Als die Batterieröhren entwickelt waren, war die Freude groß, nun konnte man das tragbare Radio mitnehmen, z. B. in die Natur, oder man konnte im Schwimmbad Radio hören. Leider brauchten die Röhren eine relativ hohe Betriebsspannung, um gut zu funktionieren, so an die 75 V "Anodenspannung" waren angesagt. Während die ersten Anodenbatterien aus 1,5 V-Batterie-Zellen aufgebaut waren, in Serie geschaltet, mit 90 V- und 120 V-Anschluss, vergossen, mit den ensprechenden Anschlussklemmen und entsprechend voluminös und teuer, kamen bald kompaktere 75 V-Batterien auf den Markt, ähnlich aufgebaut wie die 9 V-Block-Batterien, die auch heute noch üblich sind. Anodenbatterien waren schwer, unhandlich und sehr teuer und wenn man sie benützen wollte, waren sie dann leer und es musste teurer Ersatz beim Radiohändler gekauft werden. Zerhacker Es gab eine Alternative zu den Anodenbatterien, die schon in den Wehrmachtsgeräten des 2. Weltkriegs verwendet wurde. Diese Geräte waren für Röhren mit 2,4 V-Heizung bestimmt und das entsprach zwei Stück in Serie geschalteten Nickel-Eisen-Batterien (NIFE) zu je 1,2 V, die mit Kalilauge gefüllt werden mussten. An derselben Spannung wurde dann eine "Zerhackerpatrone" angeschlossen. Diese funktionierte wie ein "Gleichstromsummer", also er "summte" sofort beim Anschluss an 2,4 V. Er hatte aber zusätzliche Kontakte, die die Batteriespannung von 2,4 V "zerhackten" (ein- und ausschalteten, also aus Gleichspannung eine Art Wechselspannung erzeugten), die dann mit einem Transformator auf etwa 100 Volt und mehr hochgespannt werden konnte. Der bekannteste Zerhacker war der Wehrmachtstyp "WGL 2,4a", der hatte noch ein zusätzliches, intelligentes Kontaktpaar, angetrieben vom gleichen Summer, das auch gleich synchron die Gleichrichtung der erzeugten Wechselspannung besorgte und so die Gleichrichterröhre ersparte. Auf die Entstörung der dabei erzeugten Neben- und Oberwellen war jedoch zu achten und Nebengeräusche beim Empfang waren damals noch üblich.
k / s |
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