Das Ende einer TK-Anlage


Dipl.-Ing. Helmut Kropp

 
 
 
  Zurück zur Vorseite  
 
 
 


Das Ende einer TK-Anlage

Dipl.-Ing. H. Kropp


Es war einmal eine ISDN-TK-Anlage in einer Steuerberaterkanzlei, die war schon lange in Betrieb und funktionierte tadellos.

Sie hatte auch eine USV dabei, die funktionierte auch tadellos und versorgte auch noch die Kanzlei-EDV mit. Aber eines Tages kam dort die Alarmlampe, die anzeigte, dass die Batterie der USV zu wechseln w�re.

Da kam nun ein EDV-USV-Spezialist, der schaltete einmal die Anlage aus und erneuerte die USV-Batterie. Und hernach war alles kaputt. Die USV funktionierte zwar wieder, aber die TK-Anlage funktionierte nicht mehr.

Also erkl�rte der Steuerberater �ber seinen Anwalt per Schriftsatz, durch das Ausschalten habe der USV-Spezialist die TK-Anlage kaputt gemacht.

Stromausfall bei einer TK-Anlage

TK-Anlagen sind so gebaut, dass sie ohne weiteres einen Netzausfall oder einen Ausfall der Notstromversorgung ohne St�rungen �berstehen k�nnen. Nat�rlich ist, ohne Notstromversorgung, w�hrend des Ausbleibens der Netzstrom- oder Notstromversorgung, ein Betrieb der Anlage nicht m�glich. Bei Wiederkehr der Netzversorgung jedoch startet die Anlage selbstt�tig ein Anlaufprogramm, das sich in einem Festwertspeicher befindet und auf die in der Anlage gespeicherten kundenspezifischen Daten zur�ckgreift.

Es w�re z. B. undenkbar, wenn bei einem Stromausfall z. B. in einem Stadtviertel anschlie�end s�mtliche TK-Anlage kaputt w�ren oder erst per manueller Datensicherung wieder betriebsbereit gemacht werden m�ssten.

Kundenspezifische Daten

Diese Kundendaten sind: welche Nebenstelle hat welche Nummer, wieviele ISDN-Anschl�sse, welche Ports sind analog und haben welche Rufnummer usw.. Diese Daten werden bei der Installation der TK-Anlage erstellt und in die TK-Anlage �bertragen. Dort sind sie zumeist in einem batteriegest�tzten C-MOS-Speicher abgelegt. Die �blicherweise sich auf der Platine oder auch leichter auswechselbar, an einem besonderen Ort befindliche "St�tz"-Batterie ist zumeist eine Lithiumbatterie mit einer langen Lebensdauer von 10 Jahren und f�r die Datenhaltung auch bei Stromausfall verantwortlich.

Sie darf also nicht mit der �blichen "USV"-Anlage verwechselt werden, die die ganze Anlage eine gewisse Zeit betriebsbereit h�lt. Die Li-Batterie h�lt nur die Anlagendaten-Speicher unter Strom.

Zurück nach oben

Datenhaltung kundenspezifischer Daten

Daraus folgt, dass es bez�glich der Kunden-Datenhaltung nicht so sehr auf die Versorgung der Anlage, ob mit Netz oder per Notstrombatterie ankommt, sondern vor allem auf die Qualit�t der Li-Batterie zur Erhaltung der Kundendaten. Hat diese ihr Lebensende erreicht, kann sie nat�rlich die Kundendaten nicht mehr selbstt�tig halten.

Davon merkt man normalerweise nichts, denn die Versorgung dieses Speichers der kundenspezifischen Daten erfolgt auch aus dem Netz �ber entsprechende Regler und Stellglieder. Erst beim Wegbleiben dieser "Normalversorgung" sollte die Lithiumbatterie einspringen. Ist sie defekt, gehen dann nat�rlich die kundenspezifischen Daten verloren.

Eine Alarmierung wie bei der USV war vielleicht auch hier implementiert, wenn auch nur f�r das Servicepersonal, und erst bei einem Servicebesuch mit Anschluss des Service-Laptops.

Recovery der Kundendaten

Fr�her einmal, als die TK-Anlagen hardwarebasiert waren, waren Kundendatenspeicher kein Thema. Alle "Features" waren hardwarem��ig "verdrahtet", da konnte der Strom beliebig wegbleiben. Schon bei der Fertigung der Anlage war so ein Ding sofort betriebsbereit.

Ohne Kundendaten ist eine softwarebasierte ISDN-TK-Anlage heute aber nicht funktionsf�hig, sie zeigt h�chstens einige wenige Grundfunktionen. Die Wiederherstellung des Normalzustandes erfolgt dann so, dass die Li-Batterie ersetzt wird und die bei der Installation der Anlage bzw. beim letzten Service gesicherten Daten in die Anlage wieder eingespielt werden. Ist dies erfolgreich, funktioniert die TK-Anlage wie zuvor.

Datensicherung der Kundendaten

Die Datensicherung der TK-Anlage befindet sich �blicherweise auf B�ndern oder z. B. auf CDs, die entsprechenden Peripherieger�te (fr�her Bandger�te, heute Laptops) sind zum Einspielen des Updates nat�rlich erforderlich. Sie werden nicht bei der Anlage oder beim Kunden, sondern �blicherweise beim Serviceunternehmen der TK-Anlage vorgehalten.

Manchmal sind die Datentr�ger auch in der TK-Anlage zu finden, wo sie an einem gesch�tzten Ort aufbewahrt sind. Die ersten softwarebasierten TK-Anlagen eines bekannten Herstellers hatten sogar eingebaute Festplatten mit den erforderlichen Daten drauf.

Zurück nach oben

Datensicherung �lterer TK-Anlagen

Fachleuten ist bekannt, dass die f�r �ltere TK-Anlagen erforderlichen externen Datensicherungsger�te (oft spezielle Bandger�te) bei den Serviceunternehmen entweder nur schwer oder gar nicht mehr aufzufinden sind, dass die Datentr�ger des Kundens mit der letzten Datensicherung nicht mehr vorhanden sind oder dass der (�ltere) Mitarbeiter, der das Sichern noch konnte, nicht mehr in der Firma ist.

In diesem Fall sind dann die Bem�hungen zur Auffindung der Datensicherung und ihrer Durchf�hrung bald beendet und es wird - anstelle der Reparatur des Systems USV + TK-Anlage - die Irreparabilit�t der TK-Anlage aufgrund des Alters erkl�rt.

Wie w�re man richtig vorgegangen:

  • Datenspeicher (CD, Band etc.) der Kundendaten suchen und Aktualit�t der Daten pr�fen

  • falls nicht vorhanden, vor dem Ausschalten der TK-Anlage Serviceger�t ermitteln, besorgen und Kundendaten sichern oder sichern lassen

  • erst dann Anlage ausschalten und Reparaturen vornehmen (in genannter Reihenfolge)

    Anmerkung: der Versuch, die Li-Batterie unter Strom also ohne auszuschalten zu wechseln, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit schief gehen

  • Anlage wieder einschalten und, falls Daten in der Anlage nicht mehr vorhanden sind, Datensicherung einspielen

�hnliche F�lle: Batterien in PCs, Laptops

sind meist billige NiCad-Akkus. Sie gehen zwar auch nach einer bestimmten Zeit kaputt und meist tritt dann der Elektrolyt aus und zerst�rt die Leiterplatte, in die der Akku eingel�tet war.

Hier ist allerdings die Datensicherung besser, nach Reparatur und S�uberung und Akkuersatz l��t sich dann zumeist der PC ohne Probleme mittels der Software "on board" wieder in Betrieb nehmen.

Speicheroszilloskop

Ein teueres Speicheroszilloskop Marke Hitachi funktionierte eines Tages nicht mehr und teilte mir per Bildschirm-Message mit, dass die Batterie zu wechseln sei. Hier war das Problem vor allem: Wo ist die Batterie? Dazu mu�te das Scope fast vollst�ndig zerlegt werden, erst nach Abnahme einer Abdeckplatte unter der Hauptplatine kam die Li-Batterie zum Vorschein und um zu den L�tstellen auf der L�tseite zu gelangen, war weitere Zerlegearbeit n�tig. Die Beschaffung der (exotischen) Batterietype war dann der leichteste Job bei dieser Reparatur, da gibts in M�nchen sogar eine "Batteriezentrale" die auch exotische Batterien anfertigen kann. Das Scope hatte die Software zum "Recovery" bereits eingebaut.

Zurück nach oben

Die bessere Speicherung

Ich erinnere mich noch gut an eine TK-Anlage von Philips in den 80er-Jahren, die hatte keine C-MOS-Lithium-Speichersicherung, sondern solide EAROM-Speicher (Electrical Alterable Read Only Memories). F�r Softwareleute: Diese Speicher hielten auch nach dem Ausschalten des Stroms beliebig lang ihre Daten und brauchten keine St�tzbatterie.

Da konnte nichts passieren. Die Anlage benahm sich hinsichtlich der Kundendaten wie ein hardwareverdrahtetes System.

Wahrscheinlich ist man aus Kostengr�nden (Geiz ist geil) davon inzwischen abgekommen.

H. Kropp
06.2009

 
 
 
 
  Startseite     Dienstleistungen     CV     Aktuelle Themen     Preise     Vertrag