ABENTEUER
CALLING CARDS


Dipl.-Ing. Helmut Kropp

 
 
 
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Das Abenteuer der Calling Cards

Dipl.-Ing. H. Kropp


Man bekommt sie in Telefon-Shops, in Internet-Cafes oder auch beim Kiosk, manchmal bunt bedruckte Telefonkarten, manchmal bloß in Kassenzettel-Form mit der 0800-er-Nummer und der PIN. Calling Cards kosten üblicherweise so um 5 EUR, manchen Calling Cards sind auf bestimmte Regionen (USA, Russland, Afghanistan, Irak etc.) zugeschnitten.

Die Auswahl ist also sehr groß, die Qualitätsunterschiede sind es auch.

Wichtig zu wissen: Calling Cards sind nicht dazu da, in einen Karten-Schacht der üblichen magentafarbenen Telefonzellenapparate gesteckt zu werden. Dazu sind sie ungeeignet, sie haben keinen (teuren) Chip integriert. Hier muß eine "Telefonkarte" der DTAG eingeführt werden.

Ferner: Auch die DTAG gibt Calling Cards (T-Card) heraus. Die sollen hier aber nicht behandelt werden.

Allen diesen Karten ist gemeinsam, dass das volle (aufgedruckte) Entgelt im voraus ("prepaid") zu entrichten ist.

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Funktionsprinzip

Calling Cards können an Festanschlüssen, in Telefonzellen und auch mit Mobilfunkgeräten benützt werden. An diesen Anschlüssen fällt (wegen der gewählten 0800...Nummer, siehe unten) üblicherweise kein Entgelt an.

Man wählt nicht sofort den gewünschten Anschluss, sondern zuerst eine "Gateway" mit 0800..-Rufnummer. Diese fragt nach der zu verwendenden Sprache und der PIN, die von der Karte abgelesen und eingegeben wird.

Die PIN ist mit der Calling Card und einem Konto im Verbindungsrechner verknüpft.

Dann kann man wählen, schon am Wählton merkt man, dass man jetzt in einem ausländischen Netz ist. Die Rufnummer (Inland oder Ausland) wird dabei komplett inklusive Vorwahl eingegeben. Nach einer Weile kommt dann wieder eine Ansage, z.B. "Sie haben 364 Minuten" und dann kommt der Rufton und der gewählte Anschluss meldet sich.

Ist das Guthaben am Ende, gibt es mehrmals einen kurzen Warnton in das Gespräch, bis dieses mit entsprechender Ansage getrennt wird.

Versucht man es mit einer derartig "abtelefonierten" Karte nochmals, verläuft alles, wie oben beschrieben, nur kommt nach der Wahl der Rufnummer die Ansage, dass das Guthaben nicht ausreicht und es kommt auch nicht zur Durchschaltung zum gewünschten Anschluss.

Durch Aufdruck auf der Calling Card wird der Käufer darauf hingewiesen, dass das Guthaben drei Monate nach der Erstnutzung verfällt.

Anmerkung: Das haben hierzulande die Mobilfunkbetreiber auch schon so ähnlich versucht, bis das ihnen vom Gericht untersagt wurde.

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Beobachtungen im praktischen Betrieb

So wie oben beschrieben, läuft das Telefonat aber nicht immer ab. Bei einigen längeren Tests wurden folgende "Abweichungen" registriert:

  • Gelegentlich ist die Telefonqualität grottenschlecht, was mit dem immer öfter eingesetzten VOIP-Betrieb zusammenhängen mag.

  • Es kann vorkommen, dass während der Verbindung neben der Sprache ein ununterbrochenes und lautes Knacken oder Ticken zu hören ist.

  • Nach der Guthabensansage erfolgt keine Durchschaltung, das Telefon bleibt stumm. Der Guthabensabzug (z. B. in Minuten) funktioniert aber trotzdem.

  • Nach der Durchschaltung ertönt der Rufton, der gerufene Teilnehmer meldet sich nicht, auch hier läuft die Uhr ohne Gegenleistung.

  • Nach der Durchschaltung ertönt der Besetztton, auch hier läuft die Uhr ohne Gegenleistung.

    Es wird somit vom System nicht - im Gegensatz zum normalen Telefonbetrieb - geprüft, ob sich der Gerufene gemeldet hat. Es wird einfach die Belegungszeit zur Tarifierung herangezogen.

  • Hat man die Karte einmal benutzt, ohne dass das Guthaben verbraucht ist, kann es schon geschehen, dass dieses plötzlich auf Null gestellt wird, noch vor dem Ablauf der versprochenen drei Monate.

    Dann stelle ich mir dazu den Provider vor, der seinen "monthly revenue" besichtigt und feststellt "too low" und dann einige "accounts" (= PINS) in seinem Rechner bzw. deren Guthaben Zwecks sofortiger Ertragsverbesserung auf Null setzt.

    In der Fach-Presse konnte man vor kurzem lesen, dass einige Provider erfolgreich mit "gestohlenen" Verbindungszeiten arbeiten...

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  • Die Nachkontrolle der angesagten Verbindungsdauer sollte man besser nicht machen. Von Nutzungsbeginn bis zum Ende kann da schon manchmal nur ein Bruchteil dieser Zeit herauskommen.

  • Festgestelltes Beispiel: Nach drei Telefonaten mit USA, Dauer zusammen 45 Minuten, war das Guthaben plötzlich am Ende. Dabei passt die Ansage beim zweiten Gespräch noch so einigermassen, nach dem zweiten Gespräch wundert man sich und das dritte Gespräch wird schon durch Pieps beendet.

    Das wären dann nicht die versprochenen 5,00 / 364 = 0,0137 EUR / Min., sondern 5,00 / 45 = 0,11 EUR / Min.!

    Vergleich: Ein Telefonat in die USA über "Call-by-Call" (Arcor) am 08.04.07 um 20 Uhr mit 10:44 Min. Dauer kostete EUR 1,3866. Das sind dann umgerechnet etwa EUR 0,13 / Min..

  • Es kommt auch vor, dass ein Restguthaben in geringer Höhe von z. B. 10 Minuten gar nicht mehr genutzt werden kann. Die Durchschaltung zur gewünschten Verbindung wird dann einfach verweigert.

Wer so etwas nicht hinnimmt und sich heftig beschwert, bekommt im "Call-Shop" vielleicht ein Schulterzucken als Antwort, manchmal Rabatt (EUR 4,50 statt EUR 5,00) oder gar eine neue oder andere Karte (eines anderen Providers) als Naturalentschädigung.

Die Vielfalt der Karten ist sehr groß, die Qualitätsunterschiede sind es auch, und wer heute als Provider Calling Cards anbietet, ist morgen schon vielleicht mit dem Ertrag zufrieden und abgetaucht...

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H. Kropp
08.2007

 
 
 
 
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